14.3.2007: Print-Ausgabe (NÖN)
Gmünd wird zur Theater-Stadt!
GMÜND / Europas beste Komödien jedes Jahr im Herbst in Gmünd – mit Manuela Seidl.
VON DANIEL LOHNINGER
Wenn es um das Theater geht, war die Stadt Gmünd bisher ein „weißer Fleck“. Das wird jetzt anders: Gmünd wird zum Schauplatz des „Komödienherbstes Niederösterreich“, einem Profi-Theater-Festival, das ganz im Zeichen des europäischen Gedankens stehen soll. Zu sehen sein werden hier in den nächsten Jahren die „besten Komödien Europas“, kreiert wurde das Festival von Manuela Seidl und Marius Schiener. Beide sind in der österreichischen Theater-Szene keine Unbekannten mehr: Manuela Seidl rief als Intendantin des „Theatersommers Weitra“ das Profi-Theater in der Braustadt ins Leben, Marius Schiener sorgte als Intendant des „Retzer Theatersommers“ für Aufmerksamkeit.
„Die Produktionen sollen qualitativ hochwertig, die Bude voll sein“, definiert Seidl das Ziel des Festivals, das Komödien aus ganz Europa vorstellen will. Den Auftakt macht „Eine stürmische Nacht“ des rumänischen Schriftstellers Ion Luca Caragiale. „Er ist so etwas wie der rumänische Nestroy“, erklärt Schiener die Bedeutung von Caragiale, dessen Abbild den 100-Lei-Schein (zweithöchster Geldschein in Rumänien) ziert. Nach ihm benannt wurde auch das Nationaltheater in Bukarest. Kein unbedeutender Autor in Rumänien also, und auch die Partnerstadt des Festivals ist in aller Munde: die europäische Kulturhauptstadt Hermannstadt (Sibiu).
Lesungen, Ausstellungen und Kulinarik als Ergänzung
Gespielt wird von 20. September bis 6. Oktober im Gmünder Kulturhaus, danach können sich Seidl und Schiener auch vorstellen, auf Tournee zu gehen. Den Rahmen für den „Komödienherbst“ sollen Ausstellungen, Lesungen, Diskussionen und Kulinarik bilden. Seidl: „Wir wollen die Gemeinsamkeiten darstellen, die Österreich und Rumänien verbinden.“ Und Schiener, der Regie führen wird, ergänzt: „Unsere Vision ist es, Gmünd zur europäischen Drehscheibe zu machen, wenn es um den grenzüberschreitenden Diskurs geht.“
Vorerst ausfinanziert ist mit Förderungen des Landes und der Stadtgemeinde das erste Jahr, dennoch betont Bürgermeister Otto Opelka, dass der „Komödienherbst“ in Gmünd keine kulturelle „Eintagsfliege“ sein wird: „Es ist ein nachhaltiges Projekt, das mit viel Liebe und Akribie vorbereitet wurde. Der Komödienherbst wird eines der Highlights im Waldviertler Kulturleben werden.“
Vizebürgermeister Gottfried Libowitzky verweist auf den touristischen Nutzen des Festivals und regt das Schnüren von Packages an, die den Eintritt beim Komödienherbst ebenso beinhalten wie einen Wellness-Tag im Sole-Felsen-Bad. Und Kultur-Stadtrat Karl Binder sieht den Theater-Schwerpunkt als Folge des Bemühens der Stadt Gmünd, sich als Kulturstadt im Herzen Europas zu positionieren.
NÖN, Gmünder Zeitung, am Mittwoch, den 14. März 2007
Waldviertler, am Mittwoch, den 14. März 2007 |